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Beschreibung

In vielen Teilen der Welt ist ein anhaltender Rückgang der biologischen Vielfalt zu verzeichnen, auch im Grünland. Das Potenzial von Wildwiesen für den Schutz von artenreichem Grünland wird diskutiert. Wild-wiesen sind jedoch weniger gut untersucht als andere Grünlandtypen. Wildwiesen werden zum Füttern von Wildtieren bewirtschaftet, dazu werden Samenmischungen ausgesät. Diese Samenmischungen enthalten meist nur wenige Pflanzenarten. Dies könnte zu artenarmen Wiesen mit häufigen Grünlandarten führen, die kein Potenzial für den Naturschutz haben. Andererseits werden die untersuchten Wildwiesen extensiv bewirtschaftet und von Wildtieren zur Äsung genutzt. Dadurch haben sie ein großes Potenzial für den Schutz von artenreichem Grünland. Wildwiesen sind oft zu klein, um bei naturschutzfachlichen Kartierungen berücksichtigt zu werden und es ist unklar, ob Wildwiesen artenarme Wiesen mit häufigen Pflanzenarten oder artenreiche Wiesen mit Erhaltungswert für Pflanzen und Insekten sind. Es ist weiterhin unbekannt, ob es einen bestimmten Zeitrahmen für die Bewirtschaftung der Wildwiesen gibt, der für die Abundanz und die Artenzahl von Insekten günstig ist.

Das Ziel meines Promotionsprojekts war es den Naturschutzwert von Wildwiesen zu definieren und einen Mulchzeitpunkt zu finden, der Blütenbesucher, Insektenlarven und in kleinen Hohlräumen nistende Insekten schützt. Um den Naturschutzwert und die Vegetationsgesellschaften der Wiesen zu definieren, führte ich eine Vegetationserhebung auf 45 Wildwiesen durch. Auf 24 Wiesen führte ich ein Mulchexpermiment mit sechs Wiederholungen pro Behandlungen durch. Die Behandlungen waren (i) Mulchen im Juni, (ii) Mulchen im September, (iii) Mulchen im Juni und September und (iv) kein Mulchen als Kontrolle. Blüten-besucher, Insektenlarven, in kleinen Hohlräumen nistende Insekten und Arthropodenbiomasse wurden in drei Probenahmezeiträumen gesammelt. Diese waren: (1) Mai/Juni, (2) Juli/August und (3) September/Oktober.

Als Ergebnis meiner Studie lässt sich zusammenfassend sagen, dass die untersuchten Wildwiesen nicht von der früher verwendeten Samenmischungen dominiert wurden und sich aus naturschutzfachlicher Sicht positiv entwickelten. Die Vegetation konnte ich in die Gruppen Molinio-Arrhenatheretea, Nardo-Callunetea und Calthion einteilen. Die Artenzahl der Pflanzen auf den Wildwiesen wurde vom Alter und nicht vom Mindestabstand zu offenem Grünland, der Neigung oder der Höhenlage der Wiese bestimmt. Die Artenzahl von Pflanzen auf der Vorwarnliste der Roten Liste Deutschland wurde nicht durch die unter-suchten Umweltvariablen beeinflusst, und die Samenmischungsarten wurden nur durch die Neigung der Wildwiesen beeinflusst (je steiler die Neigung, desto weniger Samenmischungsarten). Die Artenzahl und Abundanz der Blütenbesucher verringerte sich in der zweiten Probenahmeperiode, wenn im Juni gemulcht wurde, und in der dritten Probenahmeperiode, wenn zweimal gemulcht wurde (Juni und September). Blütenbesucher reagierten nicht auf Mulchen im September. Die Abundanz von Insektenlarven wurde in der zweiten Probenahmeperiode verringert, wenn im Juni gemulcht wurde. Die Artenvielfalt und die Abundanz der Insektenlarven wurden in der dritten Probenahmeperiode verringert, wenn zweimal oder im September gemulcht wurde. Die Pflanzen-Insekten-Interaktionsnetzwerke von Larven und Blütenbesuchern mit Pflanzen schienen vom Mulchen beeinflusst zu sein: Die im Juni oder September gemulchten Wiesen schienen eine geringere Anzahl von Verbindungen zwischen Pflanzen und Insekten aufzuweisen, nachdem gemulcht wurde. Die Häufigkeit von Wespennestern, die pflanzenfressende Insekten jagen, wurde durch Mulchen im September oder zweimaliges Mulchen im Vergleich zur Kontrolle verringert und das zweimalige Mulchen im Jahr verringerte die Gesamthäufigkeit aller Bienen- und Wespennester. Die Nahrungsressourcen für Wespen, die Pflanzenfresser jagen, und Wespen, die Prädatoren jagen (in meiner Studie hauptsächlich Blattläuse und Spinnen), wurden nicht durch das Mulchen, sondern durch den Probenahmezeitraum beeinflusst.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wildwiesen eine hohe Zahl an Pflanzenarten aufwiesen, nicht von den früher verwendeten Samenmischungen dominiert wurden und ein Potenzial für den Schutz von artenreichem Grünland entwickeln konnten. Die Bewirtschaftung der Wildwiese von circa 15 bis 46 Jahre ist günstig für die Artenzahl und mit Wiesen auf steilerem Gefälle ist es möglich die Samenmischungsarten zu verdrängen. Nach zwei Jahren Mulchen reagieren Blütenbesucher, Insektenlarven und in Hohlräumen nistende Insekten gegensätzlich auf die verschiedenen Mulchzeitpunkte. Während Insektenlarven durch alle von mir getesteten Mulchzeitpunkte beeinflusst wurden, wurden die Blütenbesucher reduziert, wenn im Juni oder zweimal gemulcht wurde, und die Anzahl der Nester in den Nisthilfen wurde reduziert, wenn zweimal im Jahr oder im September gemulcht wurde. Um alle verschiedenen Gruppen zu fördern, könnte das Mulchen in Streifen eine Option sein. Das Erforschen von Auswirkungen des Mulchens in Streifen ist eine Aufgabe für zukünftige Studien. In Zusammenarbeit mit dem Nationalpark Nordschwarzwald ist nun ein Langzeitmonitoring dazu geplant.

Übergeordnete Objekte

Beendete Forschungsprojekte


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