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Beschreibung

Als eines der Ziele des im Jahr 2014 gegründeten Nationalpark Schwarzwald wird nach §5 des Nationalparkgesetzes die wissenschaftliche Beobachtung und Erforschung natürlicher Prozesse verfolgt. Unter anderem sollen die Einflüsse des Prozessschutzes auf die Ökologie der Fließgewässer dokumentiert werden. Gewässerstrukturen sind durch ihre hydrologischen, morphologischen und biologischen Funktionen ein wichtiger Bestandteil der Ökologie eines Fließgewässers und sollen daher langfristig untersucht werden. Bestehende Erhebungsverfahren bauen auf der nach Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser entwickelten Grundlage eines Index-orientierten Bewertungssystems der Gewässerstrukturen auf.
Monitoringprojekte des Nationalparks erheben jedoch einen rein deskriptiven Zustand zur Dokumentation der Daten. Im Rahmen dieser Arbeit wurde daher ein angepasstes Verfahren zur Gewässerstrukturkartierung im Nationalpark Schwarzwald entwickelt und an einem Beispielgewässer angewandt. Neben der Erhebung des Ist-Zustands wurde das Ziel verfolgt, anhand der erhobenen Daten den Einfluss des Prozessschutzes auf die Gewässerstrukturen durch die Analyse unterschiedlicher anthropogener Eingriffsintensitäten sowie den Zusammenhang mit dem Gewässerumfeld im Nationalpark zu untersuchen. Als reproduzierbares Fallbeispiel einer Datenaufnahme und -analyse im Schutzgebiet und ersten Bestandsaufnahme des geplanten Langzeitmonitorings wurden die Gewässerstrukturen des Mittelgebirgsbachs Schönmünz erhoben.
Das Untersuchungsgebiet durchlief Kern-, Entwicklungs- und Managementzone sowie Bereiche außerhalb des Nationalparks, wodurch verschiedene anthropogene Einflussintensitäten auf die Gewässerstruktur untersucht werden konnten. Ein Vergleich der Gewässerabschnitte geringer und hoher anthropogener Einflussintensitäten führte zu dem Ergebnis eines signifikanten Unterschieds der Werte von erhobenen Längsbänken, Laufstrukturen, Querbänken, Sohlstrukturen, Uferstrukturen, dem Uferbewuchs und der angrenzenden Flächennutzung. Ein prozessschutzbedingter Unterschied der Werteausprägung konnte dem Anstieg an Sturzbäumen im Gewässer und Uferbereich, Totholzverklausungen und Holzansammlungen durch die Entstehung von Totholzbeständen in anthropogen gering beeinflussten Gebieten zugeordnet werden. Durch die Untersuchung der Uferbereiche konnte festgestellt werden, dass Felsufer positiv mit Krümmungserosionen, Laufstrukturen, Querbänken, Sohlstrukturen und Uferstrukturen korrelierten, während eine negative Korrelation in Bereichen der Binsen und Seggen mit Sohlstrukturen festgestellt werden konnte. Die Zusammenhänge sind jedoch auf geologische und hydrologische Zustände der letzten Gewässerabschnitte durch ein steileres Sohlgefälle sowie stärkeres Strömungsverhalten zurückzuführen und konnten daher nicht dem Einfluss des Prozessschutzes zugeordnet werden. Untersuchungen der angrenzenden Nachbarflächen wiesen einen Rückgang der Totholzbestände im Uferbereich durch angrenzende Forstwege auf, was auf die Entnahme durch das Forstmanagement zurückzuführen ist. Bereiche der Wälder korrelierten dagegen positiv mit den Uferstrukturen durch einen Anstieg der Sturzbäume und Totholzverklausungen.
In Bezug auf die nach EG-Wasserrahmenrichtlinie geforderten Maßnahmen zur Verbesserung der europaweiten Oberflächengewässer bis spätestens 2027 wurde der angrenzende Forstweg als primäre Störquelle des Gewässers identifiziert. Um Prozesse einer eigendynamischen Gewässerentwicklung zu initiieren, wird im Rahmen dieser Arbeit vorgeschlagen, einen Rückbau der angrenzenden Wegeführung und ihrer Erosionssicherung umzusetzen und deren Nutzung auf einen Parallelweg zu ändern.

Übergeordnete Objekte

Beendete Forschungsprojekte


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