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Beschreibung

Wildwiesen werden seit Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der Intensivierung der Forstwirtschaft angelegt und bewirtschaftet. Sie werden auch als Grünäsungsflächen und Äsungsgrünland bezeichnet und dienen zum einen dazu, den Wald vor Verbiss durch das Wild zu schützen und zum anderen für die Jagd. In Zeiten, in denen artenreiches Grünland stark von einem Rückgang betroffen ist und da über Wildwiesen nur wenige wissenschaftliche Veröffentlichungen zu finden sind, ist es wichtig, dass mehr Wissen über die Ökologie von Wildwiesen erlangt wird, da sie Habitat und Rückzugsort für viele Tier- und Pflanzenarten bieten. Unter diesem Blickpunkt sind Wildwiesen auch für den Naturschutz interessant. Daher wurde die Vegetation von 21 im Nationalpark Schwarzwald gelegenen Wildwiesen im Sommer 2016 mit einem Frequenzrahmen entlang eines Transektes (bestehend aus drei Plots je Wiese) vom Waldrand zur Wiesenmitte untersucht. Zwischen den unterschiedlichen Positionen entlang des Transektes konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede der Artenzusammensetzung in den Plots, sowie der Artenzahl, der Eveness und den aus der Artenzusammensetzung ermittelten gewichteten Zeigerwerten gefunden werden. Zudem wurden die untersuchten Wildwiesen in fünf Biotoptypen gemäß der Offenlandkartierung (I. f. B. u. Landschaftskunde, 2016) eingeteilt, auch wenn sie wegen zu geringer Größe (<0,5 ha) nicht in den Bereich der Offenlandkertierung fallen. Die detaillierte Artenzusammensetzung der untersuchten Plots spiegelt diese Einteilung wieder, da sich die Artenzusammensetzung all dieser Biotoptypen signifikant voneinander unterscheidet. Auch die Artenzahl, die Eveness und drei der ermittelten, gewichteten Zeigerwerte (Feuchtezahl, Reaktionszahl und Stickstoffzahl) unterscheiden sich signifikant zwischen den Biotoptypen. Somit zeigt sich, dass sich auch Wildwiesen (<0,5 ha) mit der Offenlandkertierung in Biotoptypen kategorisieren lassen. Aufgrund der Einsaat bei der Neuanlage der Wildwiesen, sowie deren Pflege wurden sechs mögliche Saatmischungen für Grünäsungsflächen für einen Vergleich der Arten mit den Arten in den Plots auf den Wildwiesen herangezogen. Es konnten 15 Arten (sieben Poaceaen, fünf Fabaceaen und drei weitere Kräuter) aus den Saatmischungen in den Plots nachgewiesen werden. Trotzdem konnten auch einige gefährdete Arten auf den Wildwiesen gefunden werden. Vier dieser Arten (Epilobium palustre, Juncus filiformis, Juncus squarrosus und Viola palustris) stehen gemäß der Roten Liste der Farn- und Samenpflanzen Baden-Württemberg (Breunig und Demuth 1999) auf der Vorwarnliste, drei weitere Arten (Dianthus deltoides, Lycopodium clavatum und Vaccinium vitis-idaea) sind als gefährdet eingestuft. Zudem gelten zwei Arten, die in den Plots gefunden werden, sogar als stark gefährdet (Anthoxanthum aristatum und Epilobium alsinifolium). Dadurch dass sowohl Arten, die gezielt für die Äsung des Wildes eingesät wurden, aber auch Arten, die gefährdet sind, auf den Wildwiesen vorhanden sind, zeigt sich, dass Naturschutz und Wildtiermanagement koexistieren können.

Übergeordnete Objekte

Beendete Forschungsprojekte


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