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Beschreibung

Der Wiesenpieper ist eine weltweit rückläufige Brutvogelart extensiv genutzter Grünlandgebiete. In Baden-Württemberg wird die Art mittlerweile als vom Aussterben bedroht eingestuft, eine der letzten Populationen existiert im Grindenschwarzwald. Zwischen 1995-1997 und 2015 ging der Wiesenpieperbestand in diesem Gebiet um 67 % zurück, die Gründe dafür waren bislang unklar.

Ziel dieser Untersuchung war es, die Vitalität der Population in Hinblick auf Bruterfolg, Habitatwahl und Raumnutzung zu untersuchen, um daraus Ursachen für den Populationsrückgang ableiten und geeignete Maßnahmen zur Habitatverbesserung vorschlagen zu können. Dazu wurde eine Farbberingungsstudie, kombiniert mit Nestsuche und intensiver Beobachtung von Wiesenpiepern, durchgeführt.

Im Untersuchungsjahr 2020 wurden im Grindenschwarzwald 27 Reviere in vier Teilgebieten von Wiesenpiepern besetzt. Insgesamt wurden 24 Nester gefunden und 25 adulte Vögel sowie 75 Nestlinge zwischen April und Juli farbberingt. Der Bruterfolg war im Vergleich zu anderen Gebieten mit 92% Schlupferfolg, 84% flügge gewordenen Jungen und durchschnittlich 3.0 flüggen Jungvögeln pro Nest recht gut, nur die Gelege waren mit durchschnittlich 3.88 Eiern etwas kleiner.

Die meisten Nester wurden in weitgehend offenen Bereichen, meist unter Rasenbinse oder Besenheide, angelegt. Innerhalb eines 80 m Radius um die gefundenen Nester lagen mehr offene Grindenflächen und weniger geschlossene Waldflächen, als es bei einer zufälligen Verteilung der Nester zu erwarten gewesen wäre. Keine Unterschiede wurden bei der Fläche von lückigen Grindenflächen innerhalb des 80 m Radius festgestellt. Zudem wiesen die gefundenen Nester einen größeren Abstand zum Waldrand auf als zufällig verteilte Nester. Die Reviere lagen teilweise sehr nahe beieinander, die meisten Nachbarnester waren weniger als 100 m entfernt voneinander und die Nester von Erst- und Zweitbrut eines Paares lagen nur 10-30 m voneinander entfernt.

Eine Metabarcoding-Analyse von frischen Kotsäcken zeigte, dass Dipteren, Hymenopteren und Lepidopteren mit 78% der gefundenen Sequenzen den Großteil der Nestlingsnahrung im Juni darstellten. Zur Nahrungssuche wurden verschiedene Habitate genutzt, lückig bewachsene Magerwiesen, Wege und Parkplätze sowie kleine Teiche wurden jedoch bevorzugt. Farbberingte Altvögel konnten in bis zu 500 m Entfernung vom Nest bei der Nahrungssuche angetroffen werden. Junge Wiesenpieper zeigten nach der Brutzeit ein ausgeprägtes Dispersionsverhalten im gesamten Untersuchungsgebiet während Altvögel sich eher unauffällig verhielten und meist nur im Brutgebiet angetroffen werden konnten.

Insgesamt kann die Wiesenpieper-Population im Grindenschwarzwald als stabil angesehen werden, sofern der Bruterfolg in anderen Jahren ähnlich ist und genügend Individuen in den Überwinterungsgebieten und auf dem Zug überleben. Die Hauptgefahr für den Wiesenpieper stellt weiterer Verlust von geeigneten Lebensräumen durch aufkommende Sukzession auf den noch offenen Grindenflächen dar. Maßnahmen zum Schutz der Art sollten daher auf den Erhalt und die Erweiterung offener Grindenflächen mit ausreichend Abstand zum Waldrand und der Erschaffung geeigneter Nahrungsflächen abzielen. Dies kann durch gezielte Entfernung von Bäumen und Büschen sowie durch Beweidung erreicht werden.

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