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Beschreibung

Die anthropogene Grindenlandschaft des Nordschwarzwaldes entstand durch eine jahrhundelange Waldbeweidung. Mit deren Einstellung fielen die offenen Bergheiden brach, vergrasten und verbuschten zunehmend. Da diese Heiden wertvolle Biotope darstellen, sind sie heute durch die FFH-Richtlinien geschützt. In den 1990er Jahren wurden erstmals Hinterwälder Rinder zur Landschaftspflege in den Grindengebieten des heutigen Nationalparks eingesetzt. Die Beweidung wird aufgrund guter Erfolge bis heute fortgeführt und stetig weiter ausgedehnt. Zwar sind kurz- und mittelfristige ökologische Auswirkungen der Extensivenbeweidung gut untersucht, über den langfristigen Einfluss auf die Vegetation ist allerdings noch wenig bekannt.
Ziel dieser Arbeit war es, diesen Kenntnisstand durch floristische Feldaufnahmen einer 1997 am Schliffkopf eingerichteten Rinderweide zu verbessern. Es wurden fest eingerichtete Dauerquadrate vegetationskundlich untersucht und alle Pflanzen- und Moosarten bestimmt. Da bereits Ergebnisse von drei früheren Aufnahmen vorlagen, konnte eine Zeitreihe der Artenentwicklung erstellt und die Veränderungen analysiert werden. Zusätzlich wurden zwei weitere nicht beweidete Offenflächen am Schliffkopf untersucht und mit der Vegetation der Weide verglichen. Hier sollten beweidungsbedingte Unterschiede in der Vegetationsstruktur und -zusammensetzung herausgefunden werden.
Die Ergebnisse zeigten, dass das Artenspektrum der Weidefläche von ehemals 21 auf mittlerweile 43 Arten angestiegen ist. Besonders die Moosschicht konnte aufgrund einer heute deutlich verringerten Streuschicht an Deckung und Artenzahl zulegen. Das ehemals bestandsbildende Pfeifengras wurde von der Rasenbinse abgelöst. Die Deckungsanteile der Zwergsträucher blieben über die Jahre relativ konstant, während besonders Binsen und Seggen im Bestand zunahmen. Die vorherrschende Vegetationsgesellschaft ist die Rasenbinsen-Heide.
Die beiden unbeweideten Vergleichsflächen bilden ein Mosaik aus Bereichen, die hauptsächlich von Zwergsträuchern (v.a. Heidelbeere, Preiselbeere und Besenheide) oder von Pfeifengras dominiert werden. Die Rasenbinse ist hier nur mit wenigen Exemplaren vertreten. Die Artenzahlen sind mit 54 und 73 deutlich höher als jene der Weide, weisen aber mit knapp 30 gleichen Arten auch Übereinstimmungen mit ihr auf. Neben der Preißelbeer-Heidekraut-Heide kommt in einer der Vergleichsfläche eine besonders artenreiche Feuchtwiesengesellschaft vor. Außerdem dringen von den Waldrändern her größere Adlerfarnbestände in die Flächen ein.
Die ermittelten ökologischen Zeigerwerte waren für die drei Untersuchungsgebiete annähernd gleich, was auf eine hohe Standortgleichheit schließen lässt. Die statistische Auswertung mittels Varianzanalyse ergab jedoch signifikante Unterschiede der Vegetation zwischen den drei Flächen. Es wird vermutete, dass diese teilweise mit einer differenten Ausgangsvegetation der Vergleichsflächen zusammenhängen. Die Vergleichsflächen sind erst seit jüngerer Zeit waldfrei und befinden sich in einem Übergangsstadium zwischen Wald- und Heidegesellschaft.
Die in den Zeitreihen festgestellten Veränderungen der Weide werden maßgeblich auf Beweidungseffekte der Rinder zurückgeführt. Durch Tritt und selektives Fraßverhalten erhöhen sie die Strukturvielfalt der Weide, wodurch ökologischen Nischen und neue Habitate für Tier- und Pflanzenarten geschaffen werden. Die Beweidung bewirkt auch eine langfristige Erhöhung der biologischen Vielfalt und kann den Lebensraum der Rasenbinsen-Heide effektiv und nachhaltig sichern.
Der Beweidung mit Hinterwälder Rindern kann insgesamt eine hohe Eignung im Natur- und Landschaftsschutz der Grinden zugesprochen werden. Ähnlich positive Auswirkungen werden auch für die startende Heckrinderbeweidung in einer der Vergleichsflächen prognostiziert.
Um die Vegetationsdynamik einer Grindenbeweidung noch besser zu verstehen und deren Ökosysteme ganzheitlich zu erfassen sind weiterreichende Untersuchungen der Weiden vonnöten. Besonders durch die Anlage von Nullflächen und der Erfassung von Bodenmesswerten werden wichtige zusätzliche Erkenntnisse erhofft.

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