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Zuletzt geändert: 09.10.2019

2017 Rößler, Romy: Standortvariabilität, Vergesellschaftung und Auswirkungen von Landschaftspflegemaßnahmen auf fünf gebietsspezifische Pflanzenarten der Grinden im Nationalpark Schwarzwald

Projekt


Beschreibung

In dieser Bachelorarbeit wurde der Fokus auf die populationsgenetische und vegetationsökologische Untersuchung der Grindenflora gelegt. Eine besondere Rolle nimmt bei der genetischen Untersuchung die Artenauswahl ein. Es ist nicht möglich alle Pflanzenarten miteinzubeziehen. Daher wurden bestimmte, gebietsspezifische Pflanzenarten stellvertretend für eine Vielzahl von Spezies mit verschiedenen Eigenschaften selektiert (Holderegger, et al., 2016).
Für das genetische Monitoring wurden die Pflanzenarten Eriophorum vaginatum L., Trichophorum cespitosum L. HARTM. und Trichophorum germanicum PALLA, Vaccinium uliginosum L. und Scorzoneroides helvetica (MÉRAT) HOLUB vom Nationalpark Schwarzwald ausgewählt (Gärtner, 07.06.2017, pers. Mitteilung). Diese Arten sind gebietsspezifisch und kommen erst wieder im Hochschwarzwald, sowie im Jungmoränengebiet des Alpenvorlands in beachtlicher Anzahl vor (Breunig, 2016). Alle Sippen sind auf der Vorwarnliste der Roten Liste Baden-Württembergs und treten in den Grinden mit ausreichender Frequenz auf, um die Untersuchung ausführen zu können (Breunig & Demuth, 1999; Gärtner, 07.06.2017, pers. Mitteilung). Eriophorum vaginatum, Trichophorum cespitosum, Trichophorum germanicum und Vaccinium uliginosum kommen in der ökologischen Artengruppe der Moore vor, währenddessen Scorzoneroides helvetica eine Art der Borstgrasrasen und Heiden ist (Breunig, 2016). Da die mosaikartige Grindenvegetation meist ein Komplex von unterschiedlichen Kleinstandorten ist, treten dennoch alle diese Arten relativ nah beieinander auf (Lüth, 2002).
Innerhalb einer Grindenfläche existiert eine große Variabilität an Standortfaktoren. Dort gibt es sowohl feuchte und saure Stellen für das Wachstum von E. vaginatum als auch frische und etwas weniger basenarme Wuchsorte für S. helvetica auf engem Raum nah beieinander. Dies ist das Resultat der Berechnung der mittleren Zeigerwerte nach Ellenberg, das jedoch lediglich als Trendaussage angesehen und nur durch Messungen im Feld verifiziert werden kann. Zudem unterscheidet sich das Mikrorelief der zu untersuchenden Arten, wobei ebene Wuchsorte auf den Flächen von S. helvetica und konkav und konvexe Strukturen auf den Flächen von E. vaginatum und T. cespitosum agg. zu finden sind. Auch die Standortfaktoren auf den drei Grinden unterschieden sich. Soweit diese mit den Wuchsorten der vier Arten beurteilt werden kann. Demnach unterscheiden sich die Standortfaktoren der verschiedenen Grinden vor allem in der Feuchtezahl, wobei die Vegetationsaufnahmen der Grinde Zollstock wesentlich feuchter waren und auf den meisten Probeflächen des Zollstocks Sphagnum capillifolium gefunden wurde. Die Vegetationszusammensetzung und die Artendiversität der Krautschicht der Aufnahmen der vier Arten unterscheiden sich signifikant. Die Flächen von S. helvetica und E. vaginatum sind in der Krautschicht diverser, als die von T. cespitosum agg. und V. uliginosum. Während die Probeflächen von S. helvetica und E. vaginatum eine engere Spannweite in der Vegetationszusammensetzung besitzen, haben die Vegetationsaufnahmen von T. cespitosum und V. uliginosum mehr Variationsreichtum und Überschneidungen mit den anderen Vegetationsaufnahmen. In Folge dessen kommt E. vaginatum in der Pflanzengesellschaft Sphagno compacti-Trichophoretum germanici und S. helvetica in der Molinia caerulea-Nardus stricta-Gesellschaft vor, währenddessen V. uliginosum und T. cespitosum agg. in beiden Gesellschaften zu finden sind, jedoch in der erst genannten in höherer Dominanz in Erscheinung treten.
Die Vegetation der drei Grindenstandorte, die von Schafen beweidet werden, unterscheidet sich ebenfalls signifikant auf den Wuchsorten der vier Arten. Allerdings sind sich die Vegetationsaufnahmen der unterschiedlichen Standorte ähnlicher, als die Vegetationsaufnahmen der vier Arten. Die Vegetation der Grinden beherbergt beinahe die gleichen dominanten Gefäßpflanzenarten und unterscheidet sich in der Krautschicht nur durch Arten, die mit geringer Abundanz auftreten Die vier Arten profitieren von der extensiven Beweidung, allen voran T. cespitosum agg. Und S. helvetica, wobei T. cespitosum agg. durch die Zurückdrängung der dominanten Arten Molinia caerulea, aber auch Calluna vulgaris gefördert wird und heute wieder in höherer Dominanz auftritt. S. helvetica zieht ebenfalls einen Vorteil durch die sich neu ergebenden Konkurrenzverhältnisse. Sie tritt größtenteils auf zwergstrauchärmeren Flächen und den durch Tritt geschaffenen freien Bodenstellen auf und nimmt allem Anschein nach allmählich an Bestand zu. Sie kommt jedoch nur auf den trockensten Stellen der Grinde vor, meist in der Nähe von Wegrändern oder veränderten Bodeneigenschaften, wo vermutlich in der Vergangenheit der Boden teilweise durch Baumaßnahmen verändert wurde. Ein weiterer Grund, warum S. helvetica relativ selten und mit geringer Dominanz auf den Grinden zu finden ist, könnte sein, dass die Art meist über 1200 m ü NN auftritt und eher frische, anstatt feuchte Böden besiedelt. Daher nimmt S. helvetica eine enge ökologische Nische auf den Grinden ein. Im Gegensatz dazu wächst E. vaginatum nur auf den feuchtesten Stellen und ist auf den Grinden ebenfalls seltener und mit geringer Dominanz anzutreffen. Das Vorkommen von E. vaginatum scheint durch die fehlende Feuchte vielerorts begrenzt zu sein, denn in ihrem Hauptvorkommen, den Hochmooren, kommt sie stetig und vergleichsweise mit höherer Dominanz vor. Vermutlich könnte die Art jedoch von der Zurückdrängung der konkurrierenden Zwergstraucharten V. uliginosum, V. myrtillus, Calluna vulgaris und der Süßgrasart Molinia caerulea profitieren. Demgegenüber weisen T. cespitosum agg. und V. uliginosum eine weitere ökologische Amplitude auf und sind häufig auf den Grinden anzutreffen. Nachteilig auf diese zwei Arten kann sich jedoch ein Brand oder das Mulchen auswirken. Die lichtliebende Art V. uliginosum wird durch die Offenhaltung der Grinden gefördert. Bei hoher Intensität der Beweidung und Wiedereinzug von schattenspendenden Bäumen nimmt sie jedoch ab.

Übergeordnete Objekte

Beendete Forschungsprojekte


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