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Beschreibung

"Seitdem der Mensch seine Umgebung intensiv bewirtschaftet gehen damit Auswirkungen für den Naturhaushalt und damit den Boden einher. Insbesondere seit der Industrialisierung nahm die Beeinflussung deutlich zu. Als eine Folge dieser Einflussnahme stellt sich das Retentionsvermögen durch anthropogene Nutzung beeinflusster Böden daher heute oft als geringer dar, als es vor diesen Maßnahmen war. Die Auswirkungen zeigen sich bis heute unter anderem als Hochwasser, deren ökonomische, soziale und ökologische Folgen häufig enorm sind und in Zukunft, aufgrund zu erwartender zunehmender Hochwasserereignisse, weiter steigen werden.
In Rheinland-Pfalz werden heute circa 41 % der Fläche forstwirtschaftlich genutzt. Somit handelt es sich, nach der auf 43 % der Landesfläche betriebenen landwirtschaftlichen Nutzung, um die am zweithäufigsten anzutreffende Landnutzungsart dieses Bundeslandes. Bewaldete Gebiete liefern einen wichtigen Beitrag zum Wasserrückhalt in der Fläche. Grundsätzlich ist das Retentionsvermögen landwirtschaftlich genutzter Flächen, aufgrund der intensiveren anthropogenen Einflussnahme, geringer als das forstwirtschaftlich genutzter. Aber auch bewaldete Flächen haben in ihrer Geschichte nutzungsbedingte Beeinträchtigungen des Wasserrückhaltevermögens erfahren. Laubwälder wirken beispielsweise weniger abflussdämpfend als Nadelwälder, Rodung verstärkt den Abfluss und das Befahren mit schweren Waldmaschinen führt ebenfalls zu einem Rückgang des Wasserrückhaltevermögens.
Im Soonwald kam es in der Vergangenheit durch gezielte Entwässerungsmaßnahmen zu starken direkten Eingriffen in den Wasserhaushalt. Die lokalen Folgen dieser Eingriffe sind umfangreich erforscht worden. So konnte unter anderem festgestellt werden, dass ein beachtlicher Anteil des durch Niederschläge eingebrachten Wassers nicht in der Fläche verbleibt, sondern direkt als Abfluss abgegeben wird und sich das zurückgehaltene Wasser ebenfalls nur für vergleichsweise kurze Zeiträume in der Fläche hält. Die anthropogene Veränderung des Wasserhaushalts war so stark, dass der Soonwald heute nur noch ein den angrenzenden landwirtschaftlich genutzten Flächen identisches Retenti-onsvermögen aufweist. Als einer der wichtigsten Gründe für das diese Entwicklung kann die systematische Entwässerung in der Vergangenheit gesehen werden.
Obwohl die Auswirkungen der intensiven Einflussnahme auf den Wasserhaushalt weitestgehend bekannt sind, erfuhr deren historische Entwicklung im Soonwald bisher keine ausführliche wissenschaftliche Betrachtung. Dies ist bemerkenswert, da ein Großteil der Waldabteilungen im Soonwald heute mit historischen Entwässerungseinrichtungen durchzogen ist.
Dabei ist zu erwähnen, dass sich insbesondere Entwässerungsgräben heute noch deutlich im Relief zeigen, die Fachkundigen direkt ins Auge fallen. Zwar wurde die Entwicklung der Entwässerung des Soonwaldes vereinzelt in wissenschaftlichen Arbeiten behandelt, die dort aufgeführten Informationen geben jedoch nur einen sehr beschränkten Einblick in die Thematik. Am ausführlichsten wurde das Thema bisher von BAUER (2007) beschrieben, auch bei HAAGER (1999) erfährt es eine kurze Erwähnung. Diese von den erwähnten Autoren aufgeführten Informationen sind jedoch nur sehr bruchstückhaft und können nicht als fundierte und ausführliche wissenschaftliche Betrachtung angesehen werden, was sich darin begründet, dass ihr eigentliches Forschungsthema einen anderen Schwerpunkt hat und daher die Thematik der Waldentwässerung dort nur angeschnitten wird.
Die vorliegende Studie behandelt erstmals eine ausführliche Beschreibung der Thematik der historischen Entwicklung der Waldentwässerung im Soonwald. Dabei steht einerseits die Erforschung der historischen Entwicklung der Waldentwässerung im Vordergrund. Andererseits soll erfasst werden, welche Techniken angewandt wurden. Daraus ergeben sich somit zwei grundsätzliche Fragestellungen:
- Welche historische Entwicklung nahm die Entwässerung des Soonwaldes?
- Mit welchen Techniken wurden Entwässerungsmaßnahmen im Soonwald durchgeführt?
Diese Informationen sollen anschließend für einen Vergleich der Situation im Soonwald mit der Entwicklung anderer Gebiete genutzt werden. Dies ermöglicht eine Erfassung der Stellung des Soonwaldes verglichen mit anderen Gebieten, zum Thema Waldentwässerung in der Vergangenheit und einen Vergleich der historischen Entwicklung mit der allgemeinen Entwicklung. Desweiteren ist es möglich zu erfassen, inwieweit sich Vorgaben, die zur Anfertigungstechnik durch Fachleute getroffen wurden, im Soonwald wiederfinden. Daraus ergeben sich folgende, auf die grundsätzlichen Fragen aufbauende, Fragestellungen:
- Wie stellt sich die historische Entwicklung der Entwässerung des Soonwaldes im Vergleich zur Entwässerung anderer Waldgebiete dar?
- Wurden die Anfertigungstechnik betreffende Vorgaben und Anweisungen, die durch Fachleute für diese Thematik getroffen wurden, im Soonwald umgesetzt?
Da die Entwicklung der Entwässerung von Wäldern bisher kein tiefgreifender Gegenstand der Forschung war, mussten für diese Studie Informationen zusammengestellt werden, die die Eigenschaften dieser Thematik ausführlich beschreiben. Dies beinhaltete neben der Erfassung der Gründe für die Waldentwässerung auch deren zeitliche Entwicklung, Probleme die sie mit sich brachte und die Techniken die genutzt wurden, um Flächen zu entwässern.
Diese Untersuchung stellt somit nicht nur eine Zusammenstellung der Entwicklung der Entwässerung des Soonwaldes dar, sondern gibt erstmals auch zusammengefasste Informationen zur allgemeinen Entwicklung der Waldentwässerung."

(Quelle: Jörn Schultheiß: Historische Beeinflussung des Wasserhaushaltes im Soonwald)

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