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Beschreibung

Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald wurde 2015 in einem seit langem vom Menschen beeinflussten
Gebiet in Rheinland-Pfalz im westlichen Deutschland ausgewiesen. Für die Nationalpark-Zielsetzungen
Naturschutz, Forschung und Umweltbildung bildet das Wissen um die Landschaftshistorie eine
wichtige Grundlage. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die historische Entwicklung der
Baumartenzusammensetzung im Nationalparkgebiet von 1759 bis 2015 mit Hilfe eines
Geoinformationssystems quantitativ, qualitativ, räumlich und zeitlich abzubilden. Auf Grundlage von
historischen Karten, schriftlichen Quellen sowie aktuellen Forstinventurdaten und vorklassifizierten
Luftbildern wurde die Zusammensetzung von Haupt- und Nebenbaumarten zu sieben bestimmten
Zeitpunkten mit Intervallen von ca. 30 bis 70 Jahren rekonstruiert. Zudem wurden die Veränderungen
zwischen diesen sogenannten Zeitschnitten betrachtet. Die Darstellung erfolgte mittels tabellarisch
aufbereiteter Flächenbilanzen und Kartenabbildungen. Ein besonderes Augenmerk lag auf der
Nadelholzeinbringung in den anfänglich laubholzdominierten Wäldern. Ein historischer
Referenzzustand vor nennenswerten Trockenlegungen von Nassstandorten und vor
Nadelholzeinbringung wurde aus den Waldbeständen der ersten drei Zeitschnitte konstruiert.
Abschließend wurden die Waldgemeinschaften in den daraus resultierenden „historischen“, ihren
heutigen und ihren heutigen potentiell natürlichen Baumartenzusammensetzungen mittels des
euklidischen Distanzmaßes verglichen und durch multivariate Ordination zueinander in Beziehung
gesetzt. Aus einer durch historische Nutzungsformen geprägten Landschaft mit vor allem Buchen
(Fagus sylvatica L.), jedoch auch verschiedenen Weichholz- und Mischwäldern entwickelten sich
überwiegend von Buchen und Fichten (Picea abies (L.) H. Karst.) dominierte Bestände. Ab der Mitte
des 18. Jahrhunderts sind die ersten vereinzelten Einbringungen von Nadelholz in dem jetzigen
Nationalparkgebiet bekannt. Melioration von wenig ertragsbringenden Standorten und Aufforstung
devastierter Böden standen dabei zunächst im Vordergrund. Anschließende Entwicklungen lassen sich
vorrangig durch wirtschaftliche Aspekte erklären. Dementsprechend zeigen sich abhängig vom
Feuchtigkeitsregime unterschiedliche Entwicklungen des Nadelholzanbaues. Auf forstwirtschaftlich
unproduktiven feuchtnassen Standorten ist der größte Zuwachs der immergrünen Bestände Anfang
des 19. Jahrhunderts zu erkennen. In Kombination mit Entwässerung führte dies zu einem Verlust eines
Großteils der im Gebiet charakteristischen Brücher und Hangmoore. Auf mäßigen Standorten zeigt sich
die stärkste Zunahme von Nadelholzbeständen um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20.
Jahrhundert. Die heutigen Waldbestände unterscheiden sich vorrangig aufgrund der Nadelhölzer von
ihren heutig potentiell natürlichen Ausprägungen. Aber auch der „historische“ Zustand weist deutliche
nutzungsbedingte Abweichungen auf, was beispielsweise auf eine gezielte Förderung der Eiche
zurückzuführen ist. Gemessen an der euklidischen Distanz weichen die heutigen Bestände stärker als
die historischen Baumartenzusammensetzungen von der hpnV ab. Während „historische“
Waldgesellschaften vor allem bezüglich der Nebenbaumarten Abweichungen von der hpnV aufweisen,
zeigen sich in den heutigen Wäldern häufig deutliche Unterschiede hinsichtlich der Zusammensetzung
der Hauptbaumarten. Ordinationen der Artengemeinschaften zeigen in der Reihenfolge von der hpnV
über die „historische“ zur heutigen Ausprägung eine zunehmende Variation der
Baumartenzusammensetzungen und eine abnehmende Standortspezifität. Zukünftig kann die
vorliegende Studie für weitere geschichtliche Grundlagenforschung herangezogen werden. Die
konkreten Ergebnisse der Arbeit und die generierten feinskalierten räumlichen Daten können zudem
für Naturschutz, Forschung und Umweltbildung im Nationalpark wertvolles Rahmenwissen und eine
Interpretationsgrundlage liefern.

Text: Anna Ritter

Übergeordnete Objekte

Bäume


Adressen

Autor

Frau Anna Ritter

Deutschland