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Beschreibung

Die 15 deutschen UNESCO-Biosphärenreservate (Stand 12/2016) sollen als Modell-
regionen eine nachhaltige Entwicklung verwirklichen, wozu neben dem Schutz des
Naturhaushaltes und der genetischen Ressourcen auch die sozio-ökonomische Ent-
wicklung der Region zu gewährleisten ist. Als Zielgebiete touristischer Nachfrage
stellt der Tourismus potentiell eine Entwicklungschance und – laut den deutschen
MAB-Kriterien – ein relevantes Handlungsfeld für die Biosphärenreservats-Verwal-
tungen dar. Die vorliegende Arbeit behandelt aus zwei unterschiedlichen Perspek-
tiven die Frage, inwieweit Tourismus zur nachhaltigen Regionalentwicklung in den
deutschen Biosphärenreservaten beiträgt.
Zum einen wird mittels einer Wertschöpfungsanalyse die touristische Nachfrage
und dadurch ausgelöste regionalökonomische Effekte untersucht, was eine Erfas-
sung der Besucher hinsichtlich Anzahl, Strukturen, Ausgabenniveaus, Aufenthalts-
merkmalen sowie Einstellungen umfasst. Zum anderen wird ermittelt, inwieweit
die Biosphärenreservats-Verwaltungen die touristische Entwicklung auf regionaler
Ebene im Sinne der nachhaltigen Regionalentwicklung mitgestalten. Basierend auf
einer touristischen Typisierung der deutschen Biosphärenreservate werden hierzu
sechs ausgewählte Biosphärenreservate (Pfälzerwald, Rhön, Schaalsee, Spreewald,
Südost-Rügen, Vessertal-Thüringer Wald) eingehend untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Besucherzahlen zwischen 487.000 im Vessertal-
Thüringer Wald und 6,4 Mio. in der Rhön schwanken. Insgesamt wird in den sechs
Gebieten ein Bruttoumsatz von 908 Mio. € generiert, was einer Wertschöpfung von
474 Mio. € und 28.000 Einkommensäquivalenten entspricht. Der Wert relativiert
sich, betrachtet man die Biosphärenreservatsbesucher im engeren Sinn, die für rund
7 % des Bruttoumsatzes bzw. 1.917 Einkommensäquivalente verantwortlich sind.
Das Segment ist tendenziell schwach vertreten, jedoch empfänglich für die Ansät-
ze der nachhaltigen Ausrichtung des Tourismus seitens der Biosphärenreservats-
Verwaltung. Es präferiert z.B. traditionelle Kulturlandschaftsbilder, Bio-Labels und
Regionalität bei Produkten und ist offen gegenüber Schutzbemühungen, was sich
jedoch noch nicht im Ausgabeverhalten widerspiegelt.
Hier setzen die Verwaltungen der Biosphärenreservate im Tourismus an und
werden auf Destinationsebene im Bereich der strategischen Planung, der Förder-
mittelakquise, der Generierung touristischer Angebote und Dienstleistungen, der
Entwicklung von Regionalvermarktungs- und Partner-Initiativen sowie der Positio-
nierung des Biosphärenreservates als Destination und Marke aktiv. Dennoch wird
in allen Gebieten nahezu ausnahmslos die Integration des Biosphärenreservates als
Akteur, Attraktion und Angebotsfamilie und verbindende Thematik auf Destinati-
onsebene als verbesserungswürdig eingestuft. Im Rahmen der Arbeit können dafür
relevante Faktoren abgeleitet werden, die somit Ansatzpunkte darstellen, den noch
ausbaufähigen Beitrag des Tourismus zur nachhaltigen Regionalentwicklung in
Biosphärenreservaten im Sinne tangibler und intangibler Effekte zu steigern.


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