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Beschreibung

Was 2016 erarbeitet wurde und wie es weitergeht
Bericht des Forschungsteams der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt:
In unserem Projekt zur Ausbreitungsdynamik des Buchdruckers (Ips typographus) war das Jahr 2016 wieder sehr praktisch ausgeprägt. Wir haben in den warmen Monaten von Mai bis Ende September erneut einen Freilandversuch mit den Käfern im Nationalpark durchgeführt. Hierzu haben wir das Freilassungs-Wiederfang-Experiment von 2015 überarbeitet und optimiert. Die gewonnenen Daten sehen vielversprechend aus, um Vorlieben (Präferenzen) der Buchdrucker für gewisse räumliche Strukturen aufzuspüren. Um die Öffentlichkeit über unsere Arbeit zu informieren, wurden Infotafeln für Besucher der Versuchsfläche ausgearbeitet, eine Exkursion im Untersuchungsgebiet durchgeführt, und ein Vortrag für Mitarbeitende des Nationalparks gehalten. Für das Jahr 2017 ist eine Wiederholung des Freilandversuchs angedacht, um unterschiedliche Jahre miteinander vergleichen zu können. Falls wir Präferenzen der Buchdrucker für räumliche Strukturen feststellen können, wäre es zukünftig möglich, Karten zur Borkenkäfergefährdung für die Waldbestände des Nationalpark zu erstellen.

Worum es geht
Borkenkäfer sind in sich selbst überlassenen Fichtenwäldern wie im Nationalpark Schwarzwald wichtige natürliche Steuerungselemente und entscheidende Strukturbildner - vor allem im Zusammenhang mit Stürmen, Nassschnee oder Eis sowie Dürren. Solche Extremereignisse sind den bestehenden Klimaszenarien zufolge in Zukunft häufiger als bisher zu erwarten. Damit wird auch der Nationalpark Schwarzwald früher oder später mit einer Borkenkäfer-Kalamität und dem damit verbundenen Bild absterbender Fichten konfrontiert sein. Er steht dabei vor der Aufgabe, die benachbarten bewirtschafteten Fichtenwälder vor einer Gefährdung durch Borkenkäfer aus dem Nationalpark Schwarzwald zu schützen. Um dies zu verhindern, erarbeitet die Nationalparkverwaltung derzeit ein umfassendes Borkenkäfermanagement. Das im Rahmen des Wissensdialogs angesiedelte Teilprojekt will mit seinen Forschungserkenntnissen dabei unterstützen.

Wie es gemacht wird
Auf ausgewählten Versuchsflächen wird Totholz eingebracht, um das Wirken der Borkenkäfer erforschen zu können. Zuvor wird die Ausgangssituation in der Vegetationsperiode 2016 mit Hilfe von Fallen und Kontrollen der Fichten auf Stehendbefall in ausgesuchten Flächen beschrieben.



Darüber hinaus steht die räumliche und zeitliche Ausbreitungsdynamik des Buchdruckers im Nationalparkraum im Fokus. Es erfolgen Freilandexperimente zum Flugverhalten markierter Buchdrucker hinsichtlich Distanz, Richtung und Abundanz unter bestimmten Struktur- und Witterungsparametern sowie Entwicklungsstand der Population. Es wird ferner geprüft, inwiefern kleine unbemannte Flugzeuge (UAVs) zur Interpretation der Befunde aus den Freilandexperimenten bezüglich der Waldstrukturen und zur Optimierung des Borkenkäfer-Managements im Pufferstreifen beitragen können. Dabei werden insbesondere Orthophotos im sichtbaren Bereich des Sonnenlichts sowie im nahen Infrarotbereich mittels UAVs erstellt.
Ziel dabei ist es, einen Einblick in die Dispersion von Ips typographus (Coleoptera: Scolytidae) von einem Ausgangspunkt in ein strukturreiches, fichtendominiertes Waldgebiet im Nationalpark Schwarzwald zu geben. Hierzu wird ein Freilassungs-Wiederfang-Experiment mit dem Borkenkäfer I. typographus aus farblich markierten Fangbäumen (grün) und Individuen, die zuvor in Pheromonfallen gefangen und markiert wurden (pink), durchgeführt. Die Käfer werden mit zahlreichen Pheromonfallen in der Umgebung eingefangen und können anhand der farblichen Markierung den Versuchsgruppen zugeordnet werden. Die Fallen werden täglich geleert und die Fangzahlen mit meteorologischen Daten einer errichteten Wetterstation verglichen. Zu jeder Borkenkäferfalle werden räumlich-strukturelle Parameter des Fallenumfelds erhoben um mögliche räumliche Präferenzen von I. typographus zu identifizieren. Von jedem einzelnen der wiedergefangenen Buchdrucker werden die Farbe der Markierung, das Alter und das Geschlecht bestimmt. Anhand dieser Daten können der Einfluss von Alter, Geschlecht, vorangegangenem Kontakt mit Lockstoff, dem Wetter und der räumlichen Struktur auf die Ausbreitung untersucht werden.

Übergeordnete Objekte

Beendete Forschungsprojekte


Adressen